H. Müller u.a. (Hrsg.): Die Konzilien von Pisa, Konstanz und Basel

Cover
Titel
Die Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414–1418) und Basel (1431–1449).


Herausgeber
Müller, Heribert; Helmrath, Johannes
Reihe
Vorträge und Forschungen 67
Erschienen
Ostfildern 2007: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
424 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Der vorliegende Band baut mit seinen zwölf Beiträgen mit Ausnahme des von Ansgar Frenken über die Bedeutung und Wirksamkeit der Universitätsangehörigen auf dem Konstanzer Konzil auf die Vorträge des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte im Herbst 2004 auf. Er vereinigt in sich eine komprimierte Auswahl der wichtigsten Neuansätze der modernen Forschung zu den Konzilien. Der Beitrag der beiden Herausgeber gibt in Form einer Einleitung einen umfassenden Überblick über die Quellen für die Konziliengeschichte und deren Erforschung. Helmut G. Walther stellt die Frage nach dem Konziliarismus als politische Theorie und behandelt die Konzilsvorstellungen des 15. Jahrhunderts zwischen Notlösungen und Kirchenmodellen. Dieter Girgensohn untersucht das Konzil von Pisa (1409) in seiner Stellung zwischen der konziliaren Theorie des späteren Mittelalters und der Praxis.

Der Geschichte des Konstanzer Konzils sind insgesamt drei Beiträge gewidmet: Thomas Rathmann widmet sich dem schwierigen Umgang mit dem historischen Ereignis am Beispiel des Konstanzer Konzils. Helmut Maurer, der wohl beste Kenner der städtischen Geschichte von Konstanz, sieht das Konstanzer Konzil als städtisches Ereignis und der bereits genannte Beitrag von Ansgar Frenken geht in Fallstudien auf die Universitätsangehörigen auf dem Konstanzer Konzil ein. Wie Maurer das Konstanzer Konzil als städtisches Ereignis sieht, behandelt Claudius Sieber-Lehmann die Stadt Basel und «ihr» Konzil. Hans-Jörg Gilomen greift dagegen strukturelle und prosopographische Aspekte am Beispiel von Bürokratie und Korporation des Basler Konzils auf. Götz-Rüdiger Tewes fragt nach kirchlichen Idealen und nationalen Realitäten bei der Rezeption der Basler Konzilsdekrete in vergleichender europäischer Perspektive. Thomas Prügl wendet sich übergreifend den Modellen konziliarer Kontroverstheologie bei Johannes von Ragusa und Johannes von Torquemada zu. Petra Weigel sieht in ihrem Beitrag Reform als Paradigma und behandelt dabei die Konzilien im Blickwinkel der Bettelorden. Werner Maleczek fasst die Ergebnisse der Beiträge zusammen, und stellt mit seinem Aufsatz auch gleich den Titel des Bandes zur Verfügung.

Die grossen Konzilien waren Brennpunkte der spätmittelalterlichen Kirchengeschichte. Die Forschung der Gegenwart hat die Versammlungen auch in ihrer Bedeutung als internationale Treffpunkte entdeckt. Die beiden grössten Konzilien in Basel und Konstanz fanden auf dem Boden des Alten Reichs statt. Über Jahre hinweg trafen sich die aus ganz Europa anreisenden politischen und kirchlichen Eliten in diesen Städten, was zahlreiche Entwicklungen auf den verschiedensten Gebieten angestossen hat. Neben den Beratungen und Streitigkeiten haben die Konzilien auch zahlreiche Traktate als Ergebnisse der wissenschaftlich-theologischen Diskussion hervorgebracht. Dazu entstanden Institutionen, die sich von ihrer ursprünglich päpstlich-kurialen Form zu konziliaren transformierten. Die Konzilsgremien waren eindeutig politische Räume, in denen Konflikte geregelt wurden und Konsense hergestellt wurden. Die Konzilsstädte waren in diese Entwicklungen und Vorgänge zeremoniell, aber auch materiell eingebunden, wie zahlreiche Beispiele belegen. Der Band bietet einen übersichtlichen und eindrucksvollen Überblick über die Entwicklungen der drei spätmittelalterlichen Konzilien, die immer wieder im Zusammenhang mit den Darstellungen des Konziliarismus genannt werden.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Heribert Müller, Johannes Helmrath (Hg.): Die Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414–1418) und Basel (1431–1449), (Vorträge und Forschungen, Band 67). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2007. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 1, 2009, S. 153-154.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 1, 2009, S. 153-154.

Weitere Informationen
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Verfügbarkeit